Endlich Du selbst sein! Wie du Deine Bedürfnisse erkennst.

Birgit Engert

Ein Bedürfnis ist das Gefühl eines Mangels, verbunden mit dem Wunsch, diesen Mangel zu beseitigen.

Diesen Satz musste ich in der Schule auswendig lernen, so oft, dass ich mich heute noch daran erinnere. Damals wusste ich allerdings überhaupt nicht, was ich mit diesem Satz anfangen soll. Auswendig lernen konnte ich immer sehr gut. Den Inhalt habe ich bei den wenigsten Sachen verstanden. Nicht weil ich zu blöd war, sondern weil es mich meist nicht interessiert hat. Ich habe mich einfach lieber mit anderen Dingen beschäftigt.

Heute weiss ich um einiges mehr über Bedürfnisse. Was? Lies einfach weiter.

Menschen und ihre Grundbedürfnisse

Im BWL-Studium ging es dann weiter. Wieder Bedürfnisse. Diesmal nach dem Modell von Maslow – die Maslow’sche Bedürfnispyramide. Auch hier wieder: Die untersten Ebenen waren mir noch klar. W alle haben verschiedene Grundbedürfnisse wie zum Beispiel Durst, Hunger, Schlaf oder auch das Bedürfnis nach Bewegung, Ruhe.

Laut Maslow übrigens ein Defizitbedürfnis. Denn, wie die Definition schon sagt: es liegt ein Mangel vor. Wann immer Du Dich einschränkst und eingrenzt, lebst auch Du im Mangel.

Verbote beim Essen, aber auch strikte Regeln sind so eine Begrenzung. Ein fixer Trainingsplan, der keinen Raum für Flexibilität lässt. Wenig Spielraum und schon kommst Du ganz schnell dahin, dass Du Mangelgedanken entwickelst.

Weitere Defizitbedürfnisse sind dann bspw. das Bedürfnis nach Sicherheit (Arbeitsplatz, Ordnung, Gesetze und Grenzen). Soziale Bedürfnisse (Kontakt, Verbundenheit, Geborgenheit, Mitgliedschaften, Zuneigung) oder auch Achtung, also Anerkennung, Status, Aufmerksamkeit. Und dann gibt es ein ganz besonderes Bedürfnis, was kein Mangel- sondern ein Wachstumsbedürfnis ist, und das ist das Bedürfnis nach Selbstverwirklichung.

Das eigene Potential leben. Spontan leben, Natürlichkeit, Autonomie, Selbstbestimmtheit und Individualität, Selbstentfaltung.

In der Theorie von Maslow war es so, dass er davon ausging, dass wir Krankheiten hervorrufen, wenn wir unsere Defizitbedürfnisse nicht erfüllen. Klar, wenn ich mal ganz unten anfange. Hunger, Durst, Schlaf – wenn das fehlt, werden wir krank. Warum sollte es also bei den anderen Bedürfnissen anders sein.

Jetzt gibt es nur einen Haken. Wir haben oft keinen Zugang mehr zu bestimmten Bedürfnissen, weil wir es einfach nicht gelernt haben, bestimmte Bedürfnisse wahrzunehmen, zu akzeptieren. Somit haben wir oft das Gefühl, bestimmte Bedürfnisse nicht haben zu dürfen.

Welche Bedürfnisse habe ich selbst?

Fakt ist, dass wir alle die gleichen Bedürfnisse haben. Alle Menschen. Gleich. Mal mehr und mal weniger ausgeprägt. Von der Natur wurden wir mit diesen Bedürfnissen ausgestattet. Die große Frage ist: Lernen wir den Umgang mit unseren Bedürfnissen? Dürfen wir sie in der Kindheit leben? Haben wir Zugang zu unseren Bedürfnissen? Oder suchen wir nach Ersatzbefriedigung.

Innere Konflikte in uns entstehen immer dann, wenn wir denken, dass es nur einen einzigen Weg gibt, ein Bedürfnis zu erfüllen. Sobald wir uns aber bewusst machen, welche Bedürfnis es ist, was bei uns gerade im Vordergrund steht, dann können wir den inneren Konflikt lösen und auf einmal tauchen alternative Wege auf, die dir zeigen, wie Du Dein Bedürfnis erfüllen kannst.

Oft ist es jedoch so, dass wir den Mangel wahrnehmen, aber nicht das Bedürfnis an sich.

Der Mangel will beseitigt werden. Es fehlt etwas, z.B. Anerkennung. Es entsteht eine Leere, weil wir die fehlende Anerkennung selber nicht wahrnehmen. Wir stopfen das Loch mit Essen. Mit Alkohol. Mit Drogen. Mit Zigaretten. Das ist quasi die Strategie, die wir nutzen, um das Bedürfnis zu befriedigen. Nicht immer erfolgreich, aber der für uns beste Versuch, das Bedürfnis zu erfüllen. Wir geben stets und immer unser Bestes. Und können aus jeder Handlung lernen. Wenn wir reflektiert sind und uns selbst beobachten.

Und das ist auch bei den Bedürfnissen wichtig. Um Deinen Bedürfnissen näher zu kommen, lohnt es sich – mal wieder – Deine Gedanken und Deine Gefühle zu beobachten.

Beobachte Deine Gefühle – echtes Gefühl oder unechtes Gefühl?

Ein Bedürfnis ist immer mit einem Gefühl verbunden. Echte Gefühle oder sogenannte unechte Gefühle. Die echten Gefühle sind zum Beispiel Angst, Scham, Einsamkeit aber auch Ärger, Frust und Ohnmacht. Die Bedürfnisse dahinter können zum Beispiel sein das Bedürfnis nach Sicherheit, Dazugehörigkeit, Selbstbestimmt oder Gerechtigkeit.

Das unechte Gefühl hingegen ist Deine Interpretation von einem echten Gefühl. Wenn Du also bspw. denkst „ich bin falsch“, dann steckt dahinter meistens das echte Gefühl von Scham. Du sagst vermutlich “ich fühle mich abgelehnt”, wenn Du versuchst das Gefühl zu beschreiben.

Wenn Du Angst hast, steckt dahinter meist das nicht erfüllte Sicherheitsbedürfnis.

Wut und Ärger entfalten sich bei dem Bedürfnis nach Selbstbestimmung und Gerechtigkeit.

Scham zeigt sich, wenn das Bedürfnis nach Dazugehörigkeit nicht erfüllt wird.

Wer beeinflusst unsere Bedürfnisse?

Wenn ich etwas tue, bekomme oder erlebe, kann es sein, dass damit mehrere Bedürfnisse auf ein Mal befriedigt werden.

Tatsächlich kann es aber auch sein, dass ein Bedürfnis befriedigt wird und ein anderes Bedürfnis dafür dabei auf der Strecke bleibt.

Beobachte Dich und Dein Verhalten eine Zeit. Und hinterfrage: was ist es, was mir eigentlich fehlt. Die häufigsten Bedürfnisse denen ich im Coaching begegne zeigen sich in Form von Angst oder Scham. Es ist meist das Bedürfnis nach Sicherheit oder Anerkennung, was mich früher, und auch meine Kunden heute, dazu bringt, sich mit dem Thema Essen auseinanderzusetzen und darin einen Konflikt haben. Und ganz oft sind es wirklich grundlegende Bedürfnisse, die mit dem Symptom, also dem Essen gar nichts zu tun haben.

So erfüllst Du Deine Bedürfnisse

Schau, dass Du DEIN unerfülltes Bedürfnis findest. Durch beobachten, reflektieren, Innenschau. Verbinde dich immer wieder mit Deinem Inneren und Deiner Intuition. In der Stille. Atmen. Einatmen. Ausatmen. Entspannen.

Eine Frage, die ich Dir heute mit auf den Weg gebe: Wen oder was kannst Du Dir in Dein Leben holen, um in Deinem Leben mehr FREUDE zu spüren?

Denn FREUDE ist ein ganz klares positives Gefühl, mit dem Du gleich mehrere Bedürfnisse gleichzeitig erfüllt werden. In diesem Sinne: auf eine freudvolle Zeit! Wenn Du auf der Suche nach Begleitung zur Erfüllung Deiner Bedürfnisse bist, schau Dich doch mal in unseren Angeboten um!